Felix Bressart

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Felix Bressart (* 2. März 1895[1] in Eydtkuhnen, Ostpreußen; † 17. März 1949 in Los Angeles, Kalifornien) war ein deutscher Schauspieler.

Felix Bressart stammte aus einer jüdischen Familie und wurde als Salomon („Sally“) Breslau in Ostpreußen geboren. Er war das älteste von 4 Kindern des Kaufmanns Moritz Breslau (* 1866 Georgenburg; † 1932 Berlin)[2] und dessen Ehefrau Maria, geb. Bade (* 1872 Moskau; † 1964 New York).[3][4] 1899 übersiedelte die Familie nach Berlin, wo Felix das Französische Gymnasium besuchte. Danach arbeitete er als Korrespondent in einem Exporthaus, besuchte dann aber die neu gegründete „Schauspielschule Maria Moissi“ (Berlin). Bereits nach acht Monaten Schauspielunterricht engagierte ihn der Direktor des Stadttheaters Würzburg, wo er im Herbst 1914 als Malvolio in Was ihr wollt debütierte und ein festes Engagement erhielt. Nach wenigen Monaten unterbrach der Erste Weltkrieg Bressarts Karriere: er wurde von Mai 1915 bis Oktober 1918 als Soldat in Frankreich eingesetzt[5]. Danach fand er zunächst kein neues Engagement. Er unternahm eine Theatertournee durch Bayern, arbeitete 1919/20 am Deutschen Theater in Hannover, ab 1921 am Albert-Theater in Dresden und in der Spielzeit 1924/25 am Wiener Theater in der Josefstadt unter Max Reinhardt. 1925 wechselte er nach Berlin und spielte dort am Komödienhaus unter Victor Barnowsky,[6] wo er im Januar 1929 mit Das Geld auf der Straße seinen Durchbruch feierte.[7][8] Ab 1932 spielte er am Deutschen Künstlertheater und an der Volksbühne,[9] 1933 im Komödienhaus und am Kabarett der Komiker.

Ab 1928 wirkte er in zahlreichen Filmkomödien mit. Nachdem er in dem Musikfilm Die Drei von der Tankstelle als nicht zu erweichender Gerichtsvollzieher aufgetreten war, erhielt er in der Militärkomödie Drei Tage Mittelarrest die Hauptrolle als Füsilier Nowotni. In Der Herr Bürovorsteher (1931) verkörperte er den pedantischen Bürovorsteher Reißnagel. Bressarts Popularität als Filmschauspieler, gemessen an der Gagenhöhe, bewegte sich 1931 im Bereich von Hans Albers: Konnte Albers für eine Filmserie 60.000 Reichsmark pro Rolle erzielen, waren es 50.000 Reichsmark bei Bressart.[10] Im selben Jahr lehnte Bressart Angebote für sechs nach dem Muster von Drei Tage Mittelarrest und Der Schrecken der Garnison geplante Militärschwänke ab, obwohl ihm 100.000 Reichsmark geboten wurden, weil er an der in seinen Augen „verheerenden Seuche der Militärfilme“ nicht weiter mitwirken wollte.[11]

1932 wurde Bressart neben Lizzi Waldmüller für eine in Amsterdam, Den Haag und Scheveningen gastierende Revue verpflichtet.[12] Im Sommer 1932 wurde er nach dem Preußenschlag, der zu restriktiven Maßnahmen in der Besetzungspraxis wie etwa dem Abbau ausländischer Schauspieler führte, von der Berliner Filmwirtschaft nicht mehr eingesetzt, Gerüchten zufolge wegen seiner jüdischen Herkunft.[13] Bressart ging nach Wien, wo er am 9. Dezember des Jahres am Deutschen Volkstheater unter der Regie von Herbert Furreg (1897–1958) (Bühne: Alfred Kunz) in Viktor Wittners (1896–1949) Ein Herr Herbst als Gast erfolgreich[14] debütierte.[15] Am 17. Juni 1933 gastierte er am Neuen Deutschen Theater Prag in Fritz Friedmann-Frederichs Hosemanns Söhne („Der Dickkopf“) an der Seite von Adele Sandrock.[16]

Nach Hitlers Machtergreifung 1933 emigrierte er in die Schweiz, von 1934 bis Anfang 1937 nach Wien, wo er wieder im Ensemble der Josefstadt (unter anderem unter Otto Preminger) wirkte,[17] und Budapest. Weitere Stationen waren Amsterdam, Paris und ab Juli 1938 die USA. In Hollywood konnte Bressart sich im Gegensatz zu den meisten Emigranten eine erfolgreiche Filmkarriere aufbauen, er stand als Darsteller von substanziellen Nebenrollen unter Studiovertrag bei MGM. 1939 spielte er eine seiner bedeutendsten Rollen in Ernst Lubitschs Ninotschka als verunsicherter sowjetischer Politkommissar Buljanoff an der Seite von Alexander Granach und Sig Ruman. In den folgenden Jahren trat Bressart noch in zwei weiteren Komödien Lubitschs auf: In Rendezvous nach Ladenschluß (1940) verkörperte er einen nervösen Ladenverkäufer, und in Sein oder Nichtsein (1942) war er als erfolgloser Kleindarsteller zu sehen, der in einer dramatischen Szene den Shylock rezitieren darf. Im Januar 1947 stand er in den USA erstmals wieder auf einer Theaterbühne: im Booth Theatre, New York spielte er den Schwarzhandel treibenden Wiener Platschek in The big two, einer Komödie des ungarischen Autorenehepaars Ladislaus Bus-Fekete und Mary Helen Fay.[18]

Im März 1925 heiratete Bressart in Wien Friederike („Friedel“) Lehner (* 23. Juli 1891 Wien; † 13. Februar 1982, Los Angeles). Im November 1944 wurde er amerikanischer Staatsbürger.[19] Bressart wurde in Amerika nach dreijährigem Studium 1944 zum Doktor der Physiotherapie (Pht.D.) und 1945 zum Doktor der Naturheilkunde (N.D.) ernannt und führte neben seiner Schauspielertätigkeit in Beverly Hills eine entsprechende Praxis.[20] Er starb während der Dreharbeiten zum Film My Friend Irma mit Dean Martin und Jerry Lewis im St. Vincent Hospital, Los Angeles an Leukämie.[21]

Die Grabstätte des Ehepaars Bressart ist auf dem Hollywood Forever Cemetery zu finden (Plains of Abraham, Reihe J, Grab 89).[22]

  • Der Herr Bürovorsteher telephoniert. Lustige Szene aus dem Tonfilm 'Der Herr Bürovorsteher' (auch: ‘Konto X’). Text von Charlie Roellinghoff und Felix Bressart. Mit Felix Bressart. Parlophon B 48 073-I (mx. 133.211), aufgenommen in Berlin, Lindström-Studio 1, 7. September 1931[24]
  • Felix Bressart auf der Polizei. Humoristische Szene. Text von Roellinghoff und Bressart. Mit: Felix Bressart und Charlie Roellinghoff. Parlophon B 48 073-II (mx. 133.212), aufgenommen in Berlin, Lindström-Studio 1, 7. September 1931[25]
  • Meine Liebe blüht alle Jahre auf’s Neu! Walzerlied aus dem Tonfilm ‘Holzapfel weiß alles’. Musik: Hans J. Salter. Text: Charlie Roellinghoff. Felix Bressart mit Paul-Godwin-Orchester und Instrumental-Effekten. Grammophon 24 537-A (mx. 4679 ½ BD III), aufgenommen in Berlin, Schumann-Saal, ca. März 1932[26]
  • Goldblondes Kätchen. Foxtrot aus dem Tonfilm ‘Der Glückszylinder’ (auch: ‚Goldblondes Mädchen, ich schenk Dir mein Herz’). Musik: Bruno Granichstaedten. Text: Rudolf Bernauer. Felix Bressart mit Paul Godwin-Orchester. Grammophon 24 537-B (mx. 4680 ½ BD III), aufgenommen in Berlin, Schumann-Saal, ca. März 1932[27]
  • anonym: Komiker sind ernste Leute! So auch: Felix Bressart. In: Mein Film, Nr. 294. Wien, August 1931, S. 4 (online)
  • Hans-Michael Bock (HMB): Felix Bressart – Schauspieler, in CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lg. 2 (1984)
  • Maria Hilchenbach: Kino im Exil – die Emigration deutscher Filmkünstler 1933–1945. (= Kommunikation und Politik. Band 14). Verlag Saur, 1982, S. 171 und 236
  • Ferdinand Kahn: 600 Sekunden mit Felix Bressart. In: Aufbau, 10. Jahrgang, Nummer 37 vom 15. September 1944, S. 17 (online)
  • Bressart, Felix. In: Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Eigenverlag, Göttingen 1991
  • Kurt Lubinsky: Bressart am Broadway. In: Aufbau, 13. Jahrgang, Nummer 4 vom 24. Januar 1947, S. 13 (online)
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 549 f.
  • Kay Weniger: ‚Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben ...‘ Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945: Eine Gesamtübersicht. Acabus Verlag, 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 10, 23, 37–38, 42, 51, 100, 114, 416, 449, 494 u. 666.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Die Kriegsranglisten und -stammrollen des Königreichs Bayern, 1. Weltkrieg 1914-1918 (abrufbar unter ancestry.com) nennen für den Schauspieler Salomon Breslau einheitlich das Geburtsdatum 2. März 1895; dieses Datum gibt Bressart auch bei seiner Einreise in die USA an und es wird auch auf seiner Sterbeurkunde [1] genannt
  2. Standesamt Berlin-Charlottenburg, Sterbeurkunde Nr. 369 vom 8. Juni 1932
  3. Standesamt Berlin IX, Heiratsurkunde Nr. 541 vom 4. Oktober 1893
  4. Marie Breslau: US District Court for the Southern District of New York. Declarations of intention for Citizenship Nr. 510821 vom 4. Dezember 1941
  5. Militär-Dienstzeitbescheinigung für den Unteroffizier Salomon Breslau vom 7. Mai 1938 No. F.3/8.202 Fußa
  6. Theaterengagements nach Deutsches Bühnen-Jahrbuch, Jahrgänge 1915 bis 1929; Bressart wird hier einige Jahre lang sowohl als Felix Breslau wie auch als Felix Bressart geführt
  7. Rezension in: Deutsche Allgemeine Zeitung vom 16. Januar 1929, S. 1 online
  8. Biografische Details bis hier größtenteils nach: Komiker sind ernste Leute! So auch: Felix Bressart. In: Mein Film, Nr. 294. Wien, August 1931, S. 4 (online)
  9. Hugo Engelbrecht: Berliner Theater. In: Wiener Zeitung, Nr. 63/1932, 16. März 1932, S. 7, Mitte rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  10. Wie ich zum Film kam. Der Sprung eines Linzers in die Welt des Scheins. In: Tages-Post, Sonntagsblatt, Nr. 228/1931 (LXVII. Jahrgang), 3. Oktober 1931, S. 7, Spalte 4 oben. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tpt
  11. Die Welt des Films. (…) Rund um den Film. In: Arbeiter-Zeitung, Nr. 273/1931 (XLIV. Jahrgang), 4. Oktober 1931, S. 19, Spalten 3 und 4. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze
  12. Theater, Kunst und Musik. (…) Lizzi Waldmüller in Holland. In: Reichspost, Nr. 163/1932 (XXXIX. Jahrgang), 12. Juni 1932, S. 13 Mitte. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rpt
  13. Numerus clausus für Begabung: Bressart, Abraham, Stolz – abgebaut. In: Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, Nr. 34/1932 (LXX. Jahrgang), 22. August 1932, S. 6. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wsz
  14. D. B.: Kunst und Wissen. (…) Deutsches Volkstheater. In: Arbeiter-Zeitung, Nr. 342/1932, 11. Dezember 1932, S. 9, unten. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze;
    Richard Wiener: Mysterium der Post. „Ein Herr Herbst“ von Victor Wittner. Uraufführung im Wiener Deutschen Volkstheater. In: Prager Tagblatt, Nr. 292/1932 (LVII. Jahrgang), 11. Dezember 1932, S. 6, Spalte 1. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb
  15. Das Dezemberprogramm des Volkstheaters und Raimundtheaters. In: Wiener Zeitung, Nr. 273/1932, 26. November 1932, S. 5, unten links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  16. Neues Theater. In: Prager Tagblatt, Nr. 141/1933 (LVIII. Jahrgang), 17. Juni 1933, S. 18, Spalte 4 unten. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb
  17. W. v. B.: Theater. „Die Prinzessin auf der Leiter“ (…). In: Wiener Salonblatt, Nr. 17/1934 (LXV. Jahrgang), 12. August 1934, S. 8, Mitte rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wsb
  18. The big two. In: Playbill. Abgerufen am 9. April 2024 (englisch).
  19. District Court, Los Angeles, California. Petition for naturalization No. 113628 vom 9. September 1938
  20. Kurt Lubinsky: Bressart am Broadway. In: Der Aufbau, 13. Jahrgang, Nummer 4 vom 24. Januar 1947, S. 13
  21. Felix Bressart bei AllMovie, abgerufen am 9. April 2024 (englisch)
  22. Felix Bressart in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 9. April 2024.
  23. anzuhören auf youtube
  24. anzuhören auf youtube
  25. anzuhören auf youtube
  26. anzuhören auf youtube
  27. anzuhören auf youtube